Montag, 20. Februar 2012

Sind alle Menschen gierig?

Überall sehen wir Gier. Es muss dabei nicht immer das Streben nach Reichtum sein, das einen antreibt, sondern dasjenige einer Unabhängigkeit, die sich materiell gar nicht bemessen lässt. Es kann sich um das Streben nach Macht und Einfluss handeln oder um das Streben, der Beste zu sein, in welchem Bereich auch immer. Man kann es auch Ruhm oder auch nur Befriedigung nennen, kann es als edlen oder kulturellen Selbstzweck ausgeben oder es mit so schönen Eigenschaften wie Neugier und unbändigem Interesse benennen.
Es gibt auch eine Gier nach Intensität überhaupt, gleich welcher Art. Das Wichtigste, man spürt sich in irgendeiner Weise fiebrig, sei's in der Lust, sei's im Leiden, sei's in der Leidenslust. Dazu gehört auch eine Gier nach ozeanischen Gefühlen. Die Gier, mit allem zu verschwimmen, zu verschmelzen, sich zu entgrenzen, sei es in stundenlangen Musikgeräuschen oder durch Drogen. Es handelt sich um die Gier, einfach abzudriften, sich zu betäuben und nicht mehr ganz da zu sein, zumindest nicht in dieser Welt voller Kollisionen und Kämpfe. Es ist eine Gier, die auch in der romantischen Klage über unsere unendliche Begrenztheit, über die allgegenwärtigen Schranken, Formen und Normen und all das zum Ausdruck gelangt, was die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit offenbart.
Bekanntlich gibt es aber auch eine Fressgier und - im Gegensatz dazu - eine Gier, so dünn wie nur möglich zu sein, derart dünn sogar, dass man dabei mit dem eigenen Tod spielt. Und es gibt dei Gier, makellos schön, immer jung oder irrsinnig muskulös zu sein. Un vor allem gibt es eine Gier nach Sinn. Nach Unbedingtheit. Als halte man es nicht aus, dass das Leben vielleich keinen Sinn hat. Worin immer dieser auch bestehen mag. In Weltbildern, Glaubenshaltungen und auch nur im Gefühl, der Nachwelt etwas hinterlassen zu müssen. Das Leben allein scheint nicht zu genügen. Es muss mehr sein. Etwas Ewiges.
Ebenso gibt es die Gier der Moralisten, die ganze Welt auszupeitschen und das göttliche Strafgericht zu spielen. Stets im Namen des Sollens gegen das Sein, des Guten gegen das Böse, des Edlen gegen das Verkommene. Eine solche Gier, die der Gier vollkommen Herr werden will, können wir durch die gesamte Religionsgeschichte beobachten. Von den Anachoreten über die Wüstenväter bis zu den Säulenheiligen, Fakiren und den Trappistenmöchen. Diese Gier nach Gierlosigkeit ergibt sich aus der Erfahrung, dass Gier etwas Endloses, Vergebliches, Suchthaftes, nicht glücklicher Machendes besitzt und einen in einen endlosen Exzess hineintreiben kann, der etwas Zerstörerisches an sich hat. bei Paulus heißt es im Brief an die Kolosser: "Darum tötet, was irdisch an euch ist: die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden und die Habsucht, die Götzendienst ist. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden." Diese Weltverachtung und -verneinung dient vor allem dem Zweck, die Natur in uns, so gut es geht, zum Schweigen zu bringen.

2 Kommentare:

  1. Ja genau, und man wird es eben nie los.Diese Leere. es wird nie ganz weggehen, es wird einem immer im Nacken sitzen und darauf warten einen richtig zu treffen und das macht einen mit der Zeit fertig.

    liebe grüße, Clary <3

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  2. dankeschön für deinen lieben kommentar. <33

    du bist toll :)
    hast einen Blogaward von mir bekommen!

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