Sonntag, 4. Dezember 2011

Wieso beschließt man, auf Essen zu verzichten?

Zu hungern ist wie fliegen. Irgendwann, so nach den ersten 30-40 Stunden hebst du ab und schwebst über allen Sorgen und Pflichten. Natürlich ist der Aufprall hart und er kommst gewiss, dessen ist man sich bewusst, aber vielleicht ist das Risiko zu verlockend, die Schwerelosigkeit zu anziehend, dass man sich nur mt Mühe entziehen kann. Man kommt an seine Grenzen und erfährt, wie lange Zeit man ohne Essen leben kann und wie gut man sich dabei fühlt, wie wertvoll, wie liebenswert. Die Leere bleibt weiterhin vorhanden, wird sogar noch größer, doch man sieht es mehr als Freiheit an, nicht als Hoffnungslosigkeit. Man sieht dem Tod ins Auge und es gefällt einen, was man sieht. Man hat keine Angst mehr, nur vor dem Leben. Ich werde das Gefühl nie vergessen, ohne Magen, nachts, auf dem Feld zu liegen und zu lachen. Als gäbe es einen Grund. Doch es gab einen, ja. Es war das pure Glück, nichts war unmöglich. Es schimmerte alles lila und smaragdgrün, ich sah Lilien und Engel, ich begann zu begreifen, wer ich war und wer ich sein wollte, was ich liebte und was nicht. Ich begriff, mehr als je zuvor. Hätte ich nur nie wieder angefangen zu essen. Wäre ich nur auf meiner Wolke geblieben. Vielleicht hätt ich dann sogar noch die Zeit gehabt, meine Pläne, perfekt zu sein, umzusetzen.
Man hört nicht auf zu essen, weil man keinen Hunger hat. Man hört auf, weil man sich zu stark nach Nahrung sehnt.

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